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Pseudopolyglobulie Details

Pseudopolyglobulie – scheinbare Polyglobulie oder relative Polyglobulie

Wir haben diesen Beitrag im laufenden Monat überprüft und die Beschreibungen teilweise aktualisiert.
Unsere Empfehlungen sind nach wie vor auf dem neuesten Stand. Letztes Updated am 1. März 2020

Bei einer Pseudopolyglobulie oder bei einer gewöhnlichen Polyglobulie wird das Blut aufgrund von einer zu hohen Anzahl an Erythrozyten (roten Blutkörperchen) dicker. Dabei können die Ursachen ganz unterschiedlich ausfallen. Die Erkrankung führt dazu, dass das Blut dicker wird und es sich dadurch Durchblutungsstörungen entwickeln.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten unliebsame Folgen auf. In der Lunge erhalten die roten Blutkörperchen Sauerstoff und transportieren ihn durch das Blut an sämtliche Körperorgane. Diese kernlosen Zellen müssen für eine ausreichende Sauerstoffversorgung, in einer bestimmten Anzahl pro Blutvolumen vorhanden sein.

Bei Männern und Frauen unterscheiden sich die Richtwerte voneinander. Bei den Männern liegt der Richtwert bei 4,8 bis 5,9 Millionen Erythrozyten pro Mikroliter Blut. Frauen haben einen niedrigeren Richtwert, der etwas niedriger und liegt bei 4,3 bis 5,2 Millionen Erythrozyten pro Mikroliter Blut. Wenn die Anzahl der Erythrozyten unterschritten wird, hat der Betroffene mit einer Anämie (Blutarmut) zu tun. Dabei handelt es sich um einen Sauerstoffmangel, der sich im Gewebe ausbreitet. Im Gegenteil zur Anämie steht die Polyglobulie oder eine Pseudopolyglobulie. Hierbei wird eine erhöhte Anzahl an Erythrozyten im Blut des Betroffenen bestimmt. Das hat eine negative Auswirkung auf die Durchblutung und allgemein auf den Blutkreislauf.

Absolut oder relativ Pseudopolyglobulie

Wenn die Ärzte von einer absoluten Polyglobulie sprechen, beziehen sie sich auf zu viele Erythrozyten im Verhältnis zu dem Blutplasma. Bei dem Blutplasma handelt es sich um eine flüssige Anzahl des Blutes. Die relative Polyglobulie ist die Art der Polyglobulie, mit der wir uns hier etwas ausführlicher beschäftigen möchten. Als relative, scheinbare oder einfach nur Pseudopolyglobulie wird ein Flüssigkeitsmangel bezeichnet, der aufgrund von beispielsweise einer vorübergehenden Austrocknung auftritt. Die Pseudopolyglobulie kann auch aufgrund von massiven Durchfällen, Erbrechen oder einem schweren Grad von Verbrennungen auftreten. Folglich erscheint das Verhältnis von Erythrozyten und Blutplasma vorübergehend gestört zu sein. Die Pseudopolyglobulie tritt auch in großen Stresssituationen auf.

Unterschied zwischen einer Pseudopolyglobulie und einer echten Polyglobulie

Die Pseudopolyglobulie unterscheidet sich kaum von einer echten Polyglobulie. Im Blut der betroffenen Person befinden sich tatsächlich viel zu viele rote Blutkörperchen und das lässt den Arzt auf eine Polyglobulie schließen. Allerdings liegt der Unterschied zu einer echten Polyglobulie bei der Verschiebung des Hämatokrits. Bei der echten Polyglobulie ist eine erhöhte Produktion von roten Körperchen im Blut des Betroffenen zu erkennen.

Folglich befinden sich bei einer Pseudopolyglobulie ebenfalls zu viele rote Blutkörperchen, doch diese werden nicht wahllos von dem Körper produziert, sondern es befindet sich zu wenig Blutplasma im Blut des Betroffenen. Folglich kann der Arzt feststellen, dass es sich um eine Pseudo- und nicht um eine echte Polyglobulie handelt, weil die erkrankte Person wahrscheinlich an einer Dehydration leidet und sich deshalb nur wenig Blutplasma im Blut befindet. Auf diese Weise steigt auch die Konzentration der Erythrozyten im Blut und auf den ersten Blick sieht die Erkrankung nach einer echten Polyglobulie aus. Die Dehydration ist die häufigste Ursache für eine relative Polyglobulie. Dabei nimmt die betroffene Person viel zu wenig Flüssigkeit zu sich auf und dadurch sinkt das Blutplasma und die Konzentration der roten Blutkörperchen steigt. Tritt eine solche Notsituation auf, müssen die Körperzellen dringend mit Flüssigkeit versorgt werden.

Die Zellen brauchen in einer Notsituation ausreichend Flüssigkeit

Damit die Zellen in solchen Notsituation mit ausreichend Flüssigkeit versorgt werden, nimmt sich der Körper die notwendige Flüssigkeit aus dem Blutplasma raus. Dadurch werden die lebenswichtigen Organe mit ausreichend Flüssigkeit versorgt. Folglich steigt die Anzahl der roten Blutkörperchen im Verhältnis zum Blutplasma an. Der Hämatokrit-Wert ist erhöht. Somit liegt die Ursache nicht bei der erhöhten Produktion der Erythrozyten, sondern bei dem verschobenen Hämatokrit. Die Dehydration ist nicht die einzige Ursache für das Auftreten einer Pseudopolyglobulie. Im Folgenden möchten wir etwas näher auf weitere Ursachen eingehen.

Das sind die Ursachen einer Pseudopolyglobulie

Bei einer unkontrollierten Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark (Polyglobulie), treten dieselben Symptome auf, wie bei einer Verschiebung des Hämatokrits (Pseudopolyglobulie). In den beiden Fällen wird das Blut dicker und zähflüssiger. Folglich nimmt die Reibung zu, die in den Blutgefäßen stattfindet. Das hat ebenfalls zur Folge, dass das Herz mehr und schwerer pumpen muss und dadurch erhöht sich die Herzfrequenz.

Aufgrund der erhöhten Belastung auf das Herz gehen damit verbundene Symptome einher:

  • Kopfschmerzen treten viel häufiger auf.
  • Bei den kleinsten Belastungen tritt Atemnot auf.
  • Angina pectoris (Herzkrämpfe).
  • Konzentrationsstörungen aufgrund von verminderter Durchblutung des zentralen Nervensystems.
  • Die Haut ist gerötet (besonders im Gesicht).
  • Schwindel, Kopfschmerzen und Ohrensausen.

Bei einer echten und einer relativen Polyglobulie steigt das Risiko einer Thrombose auf, da das Blut deutlich dicker ist und sich somit schnell Blutgerinnsel bilden können. Aufgrund einer solchen Durchblutungsstörung tritt entweder Herzinfarkt oder Schlaganfall auf.

Das sind die Folgen einer zu hohen Anzahl an roten Blutkörperchen

Wenn sich im Blut viel zu viele rote Blutkörperchen befinden, ist die Viskosität gestört. Dadurch entwickeln sich hämodynamische Folgen und das Blut fließt viel langsamer. Aus diesem Grund entwickeln sich Stauungen und Stockungen in den Blutbahnen. In den Venen kommt es viel leichter zu Blutgerinnseln und das kann zu weiteren Komplikationen wie z. B. Gefäßverschluss führen. Die Arterien sind ebenfalls nicht von den Durchblutungsstörungen ausgeschlossen. Dabei kann es schnell zu Schlaganfällen kommen, wenn die Halsschlagader betroffen wird. Ferner treten pektaginöse Beschwerden wie Herzschmerzen auf. Im weiteren Verlauf kann es zu einem Herzinfarkt kommen, wenn die Herzkranzarterien viel zu sehr beansprucht werden. Ist eine Minderdurchblutung bei den Kapillaren festzustellen, bekommen die Organe zu wenig Sauerstoff und leiden darunter.

Darüber hinaus muss das Herz viel mehr Arbeit als sonst verrichten und gegen den Strömungswiderstand pumpen. Die Konzentrationskraft sowie die Herzfrequenz erhöhen sich. Folglich steigt der Blutdruck, der sich bei dem Betroffnen z. B. in Kopfschmerzen bemerkbar macht. Die Gesichtsröte gehört zu einem weiteren Symptom der absoluten oder relativen Polyglobulie.

Wie lässt sich die Polyglobulie behandeln?

Die Behandlung unterscheidet sich von der relativen zu der absoluten Polyglobulie. Bei der Pseudopolyglobulie reicht es bereits aus, wenn die betroffene Person reichlich Flüssigkeit zu sich aufnimmt. Die Flüssigkeitsaufnahme bewirkt, dass sich das Blut verdünnt und das Verhältnis zwischen roten Blutkörperchen und dem Blutplasma wieder normalisiert. Bei der absoluten Polyglobulie ist es in erster Linie erforderlich, dass die Grunderkrankung, welche für die Polyglobulie verantwortlich ist, behandelt wird. Sollte die gezielte Behandlung der Grunderkrankung kein Erfolg herbeiführen, ist es erforderlich, dass in bestimmten Zeitabständen, der betroffenen Person eine bestimmte Blutmenge abgenommen und durch eine Flüssigkeitszufuhr ergänzt wird. Diese Therapie nennt sich Aderlasstherapie.

PolyglobulieDes Weiteren erfolgt die Blutverdünnung auch medikamentös. Seltener wird eine Bestrahlung oder Chemotherapie eingesetzt. In einigen Fällen kann es auch zu einer Knochenmarktransplantation kommen.

Allerdings reicht es bei einer Pseudopolyglobulie völlig aus, wenn der Betroffnen entweder etwas Flüssigkeit trinkt oder sich nach draußen begibt und reichlich Sauerstoff atmet, weil die Pseudopolyglobulie aufgrund von Sauerstoffmangel ebenfalls kürzlich auftreten kann.

Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links

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Pseudopolyglobulie:

Verschiebung des Hämatokrits aufgrund verschiedener Umstände, z.B. Flüssigkeitsmangel



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Autoren & Experten:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser


Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

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