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Polyglobulie

Polyglobulie – Blutwert bedeutet zu viele rote Blutkörperchen

Wir haben diesen Beitrag im laufenden Monat überprüft und die Beschreibungen teilweise aktualisiert.
Unsere Empfehlungen sind nach wie vor auf dem neuesten Stand. Letztes Updated am 1. März 2020

Die Erythrozyten sind hier vermehrt, um einen Sauerstoffmangel auszugleichen. Die Ursache liegt beim Sauerstoffmangel, v.a. durch Lungen- und Herzerkrankungen. Diese behindern den Sauerstoffaustausch in den Lungen. Auch kann ein Herzfehler mit Shunt verantwortlich sein. Auch der Aufenthalt in großen Höhen kann zu Erhöhung der Erythrozyten führen. Zudem noch Toxine, Medikamente (Kortikoide), starkes Rauchen.

Polyglobulie (erhöhte Hämoglobinkonzentration)

Aufgrund einer erhöhten Blutbildung ist bei einer Polyglobulie die Hämoglobinkonzentration erhöht. Der Begriff „Polyglobulie“ setzt sich aus zwei Worten zusammen „poly“ steht für „viel“ und „globuli“ steht für „Kügelchen“. Folglich bedeutet der Begriff „viele Kügelchen“. Damit wird das Hämoglobin gemeint. Hämoglobin setzt sich aus vier Aminosäureketten zusammen. In seinem Zentrum befindet sich ein Eisen-Ion. An das Eisen-Ion fällt es dem Sauerstoff leicht, sich abzulagern und so bleiben an den Erythrozyten (roten Blutkörperchen) Sauerstoff haften.

Zu 90 Prozent bestehen die roten Blutkörperchen aus Hämoglobin. Die Hauptaufgabe von den roten Blutkörperchen liegt in dem Sauerstofftransport aus der Lunge in die Zellen und Organe. Außerdem transportieren rote Blutkörperchen das Kohlendioxid aus dem Organismus nach draußen. Von einer Polyglobulie sprechen Mediziner, wenn sich zu viele rote Blutkörperchen im Blut befinden und dadurch die Hämoglobinkonzentration viel zu hoch ist.

Der Hämatokrit steigt ebenfalls mit der zunehmenden Anzahl an Erythrozyten im Verhältnis zu dem Blutplasma. Dadurch, dass sich im Blut zu viele Blutzellen befinden, wird das Blut dickflüssiger und das wirkt sich negativ auf den Durchfluss in den Blutgefäßen. Als Folge wird das Herz zusätzlich belastet, denn es muss stärker und schneller pumpen, um das ganze Blut durch den Organismus zu bewegen. Folglich steigt auch das Risiko von Thrombosen. Bei der Thrombose erhöht sich das Risiko, dass das Blutgerinnsel die Blutgefäße verstopft. Die Folge von einer solchen Durchblutungsstörung liegt beim Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Ursachen für eine Polyglobulie

Es kommen verschiedene Ursachen für die erhöhte Anzahl an Erythrozyten im Blut und die damit verbundene erhöhte Hämoglobinkonzentration infrage:

  • Sauerstoffmangel in der Umgebung: Beispielsweise im Hochgebirge ist die Luft sauerstoffarm.
  • Rauchen: Raucher beeinflussen die Lungentätigkeit negativ und schränken ihre Funktionen ein.
  • Polyzythämie (Erkrankung des Knochenmarks): Das Knochenmark produziert unkontrolliert rote Blutkörperchen.
  • Nieren- und Lungenerkrankungen: Tumore können solche Erkrankungen auslösen.
  • Doping: Ein spezielle zugeführtes Hormon, um die Leistungsfähigkeit zu steigern.
  • Defektes Hämoglobin: Der Sauerstoff lässt sich nicht mehr im natürlichen Umfang binden.
  • Vergiftungen: Durch die Nahrungs-, Luft- oder Trinkzufuhr.

Da die Ursachen für eine Polyglobulie vielseitig sind, muss zunächst genau differenziert werden, um eine Diagnose stellen zu können.

Polyzythämie (primäre Polyglobulie)

Polyzythämie ist eine Erkrankung des Knochenmarks, bei der es zu einer unkontrollierten Produktion von Blutstammzellen kommt. Meistens handelt es sich bei der Polyzythämie um eine Erkrankung, bei der die älteren Menschen viel häufiger als junge Menschen betroffen sind.

Polyzythaemie

Polyzythämie: eine krankhafte Überproduktion von Blutzellen im Knochenmark

Erythrozytose (sekundäre Polyglobulie)

Aufgrund von Sauerstoffmangel kann es zu einer Überproduktion von roten Blutkörperchen kommen. Dabei sprechen die Mediziner von einer „sekundären Polyglobulie“, die auch als Erythrozytose bezeichnet wird. Nicht zuletzt sind die Nieren für eine Erythrozytose verantwortlich, da sie bei einem Sauerstoffmangel vermehrt das Hormon EPO „Erythropoetin“ in das Blut angeben. Das Hormon sorgt für eine erhöhte Produktion von roten Blutkörperchen und regt das Knochenmark immer zu einer größeren Produktion an. In erster Linie muss ein Arzt den Grund für den Sauerstoffmangel diagnostizieren und anschließend lässt sich anhand von Ursachen die erhöhte Erythrozyten-Produktion einstellen. Zu einer häufigen Ursache gehört das Rauchen, denn die Lunge arbeitet fehlerhaft und das sorgt für einen allgemeinen Sauerstoffmangel.

sekundäre Polyglobulie

sekundäre Polyglobulie: Wird oft bei Rauchern festgestellt

Pseudopolyglobulie

Die Pseudopolyglobulie ist auf die Verschiebung des Hämatokrits zurückzuführen und hierbei spielen äußere Umstände eine große Rolle. Die Pseudopolyglobulie wird auch als „scheinbare Polyglobulie“ oder „relative Polyglobulie“ bezeichnet. Zu den äußeren Umständen, die auf die Verschiebung des Hämatokrits Einfluss nehmen können, zählen Verbrennungen oder Austrocknen, die sogenannte „Dehydration“ des Organismus. Aufgrund dieser äußerer Umstände gerät der Organismus in eine sogenannte Notsituation und nimmt sich die notwendige Flüssigkeit statt aus der Nahrung oder aus dem Wasser, aus dem Blutplasma, welches eigentlich für Organe bestimmt ist. Folglich steigt die Anzahl der Blutzellen im Verhältnis zum Blutplasma und als Folge erhöht sich der Hämatokritwert. Folglich ist die Ursache auf keine Überproduktion von roten Blutkörperchen zurückzuführen. Es handelt sich somit nicht um eine echte Polyglobulie.

Die Symptome einer Polyglobulie

Das sind einige von den typischen Symptomen, die mit der zunehmenden Belastung durch das erschwerte Pumpen des Herzens einhergehen:

  • Herzkrämpfe
  • Atemnot (selbst bei kleinsten körperlichen Belastungen)
  • Gerötete Haut (Juckreiz im Gesicht)
  • Schwindelanfälle
  • Kopfschmerzen
  • Verminderte Durchblutung des zentralen Nervensystems (als Folge treten Konzentrationsstörungen auf)

Die Polyglobulie zeigt sich äußerlich anhand einer starken Blauverfärbung der Schleimhäute (aufgrund von Durchblutungsstörungen) und einer starken Gesichtsröte. Die Bluteindickung kann eine Atemnot verursachen und die betroffene Person beklagt sich über Atemprobleme. Des Weiteren kommen oft Schmerzen in den Gliedern vor und vereinzelt können Herzkrämpfe auftreten.

Darüber hinaus erhöht sich der Bluthochdruck und es treten als logische Folge Kopfschmerzen auf. Die damit verbundenen Hirnschläge, Thrombosen und weitere schwerwiegende Komplikationen sind ebenfalls nicht auszuschließen.

Was passiert, wenn Polyglobulie nicht behandelt wird?

Wenn die Polyglobulie nicht behandelt wird, kann die Durchblutungsstörung dazu führen, dass die betroffene Person Ohnmachtsanfälle erleidet. Der Schlaganfall sowie ein Herzinfarkt gehören ebenfalls zu einer logischen Folge der Nichtbehandlung. Ferner kommt es in einigen Fällen zu Hörbeschwerden. Die Sehkraft wird durch den chronischen Bluthochdruck negativ beeinflusst. Auch das Immunsystem sowie der natürliche Hormonhaushalt leiden unter einer Nichtbehandlung von Polyglobulie.

Wird die Polyglobulie über einen längeren Zeitraum hinweg nicht behandelt, führt sie unweigerlich zu Organschäden. Bestimmte Hirnareale können absterben, weil die Durchblutung erheblich beeinträchtigt ist. Als Folge entstehen irreversible neurologische Schädigungen. Sollte die Zunahme an roten Blutkörperchen kein Ende nehmen, kann das zum Tod führen.

Wird nach einer Diagnose eine richtige Behandlungsart gewählt, verschwinden die Symptome relativ schnell, sobald sich das Blut wieder verdünnt hat. Aus diesem Grund sollte man nicht mit der Behandlung zögern, sondern sie gleich bei der erstbesten Gelegenheit angehen!

Diagnose einer Polyglobulie

Zunächst erstellt der Arzt ein kleines Blutbild und dieses wird im Labor untersucht. Das wird gemacht wenn:

  • der Hämatokritwert erhöht ist (die Ursachen müssen erforscht werden)
  • Die Anzahl der roten Blutkörperchen ist viel zu hoch (dafür gibt es ebenfalls viele Ursachen)
  • Die Hämoglobinmenge (Hb) ist zu hoch

Darüber hinaus wird der bahnende Arzt den Retikulozytenwert ermitteln, da anhand dieses Wertes leicht zu bestimmen ist, ob es sich um eine akute oder eventuell bereits abklingende Polyglobulie handelt.

Behandlung einer Polyglobulie

Zunächst muss ein Arzt der betroffenen Person das Blut abnehmen. Allerdings wird das nicht bei einer Pseudopolyglobulie gemacht. Bei einer Pseudopolyglobulie reich es meistens aus, wenn der betroffene die Dehydration beendet, indem er einfach reichlich Wasser zu sich nimmt. Folglich verdünnt sich das Blut im Körper und der Hämatokritwert sinkt. Außerdem sinkt die Gefahr eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls durch Thrombosebildungen erheblich. Anschließend muss nach einer Ursache gesucht werden.

Je nachdem, welche Ursachen der Arzt diagnostiziert, werden geeignete Medikamente verschrieben. Über eine weitere Behandlung muss der Arzt entscheiden und einen entsprechenden Behandlungsplan erstellen.

Bildnachweis:

  • © Foto: Teguh Mujiono 123rf.com und lukaves 123rf.com
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Autoren & Experten:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser


Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Update: Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 22.2.2024 statt.