Skip to main content

Lymphozyten – Was bedeutet der Blutwert?

Blutwert-LymphozytenWenn die Granulozyten bei der Abwehr von Eindringlingen überfordert sind oder wenn es um die Vernichtung entarteter oder virusbefallener Körperzellen geht, werden andere spezielle Leukozyten aktiv: die Lymphozyten.

Über 300 Milliarden davon bewachen unseren Körper, davon sind bis zu 15 Milliarden (5 Prozent) ständig im Blut »auf Streife«. Zusammen wiegen sie 1,5 Kilogramm. Man unterscheidet zwischen B-(Bone-Marrow-) Lymphozyten und T-(Thymus-)Lymphozyten:

  • B-Lymphozyten produzieren nach Bedarf maßgeschneiderte Antikörper als Waffen gegen äußere und innere Störenfriede.
  • T-Lymphozyten organisieren die auf spezielle Erreger abgestimmte Abwehr. Einige sind Gedächtniskünstler und merken sich lebenslang die »Einbrecher«, andere ordern für einen Großangriff gegen die Erreger Antikörper und zusätzliche Immunzellen, etwa Fresszellen. Wieder andere verhindern, dass zu viele Lymphozyten auf das gleiche Ziel losgehen.
ZelltypAnteil an Leukozyten insgesamt (%)Anzahl pro µl
alle Leukozyten (bei Erwachsenen)1004.000–11.000
Stabkernige neutrophile Granulozyten3–5150–400
Segmentkernige neutrophile Granulozyten54–623000–5800
Eosinophile Granulozyten1–350–250
Basophile Granulozyten0–115–50
Lymphozyten25–401500–3000
Monozyten3–7280–500

Alles über Lymphozyten

Krankheitserreger, die den Angriff der Fresszellen überstanden haben, werden vom Immunsystem gezielt bekämpft. Wichtigster Teil der spezifischen Abwehr sind die Lymphozyten, hoch entwickelte weiße Blutkörperchen. Sie reifen in den Lymphknoten, der Milz und der Thymusdrüse (kleine Drüse hinter dem Brustbein) heran und werden nach T- und B- Lymphozyten unterschieden.

Die B-Lymphozyten (B wie engl. bone marrow, Knochenmark) bilden, angeregt durch die T-Lymphozyten, gezielt Abwehrstoffe (Antikörper) gegen den Fremdstoff (Antigen).

Stimmen Antigen und Antikörper in ihren Bindungsstellen überein, dann bildet sich ein Antigen-Antikörper-Komplex, der bestimmte Immunreaktionen in Gang setzt.

Die T-Lymphozyten (T wie Thymus) lernen während ihrer Reifung im Thymus, zwischen eigenen und fremden Körperzellen zu unterscheiden. Sie setzen Botenstoffe (Zytokine) frei, die Entzündungen und die Aktivität der Immunzellen regulieren.

  • Etwa 30% der Leukozyten und Bildung in Knochenmark, Lymphknoten, Thymus, Milz.
  • Es befinden sieh nur ca. 4% im Blut, 70% dagegen in den lymphatischen Organen, der Rest im Knochenmark u.a. Geweben.
  • Sie rezirkulieren: Blutbahn -*■ Gewebe -*■ Lymphe -*■ Blutbahn.
  • Lebensdauer: 7 Tage bis mehrere Jahre.
  • Prägung im Thymus (T-Lymphozyten) oder Knochenmark (B-Lymphozyten, Bone- Marrow; wird diskutiert [Knochenmark und lymphatische Teile des Darms werden auch als Bursa-Fabricii-Äquivalent bezeichnet; die Bursa Fabricii existiert nur beim Vogel]).

B-Lymphozyten

Sie besitzen auf der Zellmembran Antikörper. Wenn diese auf ein entsprechendes Antigen treffen, wandelt sich der B-Lymphozyt in eine Plasmazelle um und bildet Antikörper (spezifisch für nur ein Antigen) nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Außerdem schaffen aktivierte B-Lymphozyten identische Abbilder ihrer selbst (Klonen), um die Effektivität der Abwehrzu steigern. Danach wandeln sie sich teilweise zu Gedächtniszellen (Memoryzellen).

T-Lymphozyten

  • Prägung (vorgeburtlich und in der Kindheit) im Thymus
  • Träger der zellvermittelten Immunität durch Produktion von Lymphokinen (s.u.)

Differenzierung

  • T-Helferzellen: aktivieren Fress- und zytotoxische Zellen; helfen bei Umwandlung von Lymphozyten in Plasmazellen durch direkten Zellkontakt oder Mittlersubstanzen (Lymphokine).
  • T-Supressorzellen (Unterdrückerzellen): unterdrücken unnötige oder zu heftige Reaktionen des Immunsystems.
  • T-Memoryzellen (Gedächtniszellen): speichern Informationen über Erreger.
  • Killerzellen
    Zytotoxische Zellen zerstören virus- und krebsbefallene Zellen, wenn ihnen Antigene von antigenpräsentierenden Zellen (APZ) wie Makrophagen oder B-Lymphozyten präsentiert werden.Natürliche Killerzellen (NK): Sie arbeiten nicht antigenspezifisch, sondern können virus- und krebsbefallene Zellen direkt angreifen, wobei sie auf bestimmte Änderungen der Zelloberfläche der Zielzellen reagieren. Interferon steigert ihre Aktivität, weitere Steuerung durch T-Helfer- und T-Supressorzellen.
  • Lymphokine: Mittlersubstanzen, die nach Kontakt mit einem Antigen freigesetzt werden und unspezifische Abwehrzellen wie Monozyten, Granulozyten und nicht- sensibilisierte Lymphozyten zu gesteigerter Abwehrtätigkeit anregen (z.B. Interleukine, Interferone, makrophagenaktivierender Faktor u.a.).

Erhöhter Lymphozyten-Wert (Lymphozytose)

  • LymphozytenVirusinfektionen, beispielsweise mit Zytomegalie- oder Epstein-Barr-Viren (Pfeiffersches Drüsenfieber)
  • Toxoplasmose (durch Tierkot oder rohes Fleisch übertragene Parasiteninfektion)
  • Chronische Infektionen wie Tuberkulose oder Syphilis
  • Chronische oder akute lymphatische Leukämie, Morbus Hodgkin (Lymphknotenkrebs)
  • Tumoren
  • Keuchhusten
  • Heilphase nach Infektionen
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Nebennierenerkrankungen (Morbus Addison)

Verminderter Lymphozyten-Wert (Lymphopenie)

  • Immundefekte
  • Chemo- oder Strahlentherapie
  • HIV-Infektion (AIDS)
  • Entzündliche Darmerkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Lupus erythematodes
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Tuberkulose
  • Akutstadium von Infektionen wie etwa Grippe und Heilphase danach
  • Nach Operationen
  • Nierenversagen (Urämie)
  • Zinkmangel
  • Kortisontherapie

 

Lymphozyten

Lymphozyten

Urheber: guniita / 123RF Standard-Bild



Ständig neue Beiträge

Wir bieten hier fachlich geprüfte Gesundheitsinformationen, die in allgemein verständlicher Sprache verfasst sind. Wir zeigen ausführliche Informationen zu Blutwerten, Laborwerten und beschreiben Krankheiten und deren Symptome, teils gibt es auch Therapiemöglichkeiten. Die textlichen und grafischen Inhalte dieses Portals werden ständig erweitert, sodass Sie hier und auf unserer Facebook Seite viele Gesundheitsinformationen finden.

• Unsere redaktionelle Qualitätssicherung                           • Beratung und Hilfe 


Hinweise für die medizinischen Informationen auf diesem Webportal:

Wichtig: Die Referenzwerte (Normwerte oder Normalwerte) sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.

Die Informationen dieser Seite dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. Für die Inhalte ist die Redaktion von laborwert.info verantwortlich. Die hier dargestellten Informationen sagen nichts darüber aus, ob und inwieweit Ihre Krankenkasse oder Ihr privater Krankenversicherer die Kosten für eine Behandlung oder ein Medikament übernimmt.



Autoren & Experten:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser


Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Update: Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 21.2.2024 statt.