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Was ist Hypokaliämie?

Von einer Hypokaliämie spricht man bei einem Serum-Kalium < 3,5 mmol/l.

Welche Symptome gibt es bei einer Hypokaliämie?

Die kardialen Symptome sind Tachykardie und Arrhythmien sowie eine gesteigerte Digitalis-Empfindlichkeit; im EKG zeigen sich eine Abflachung der T-Welle sowie eine Senkung der T-Strecke. Klinisch bedeutsam sind zusätzlich ein paralytischer Ileus sowie eine metabolische Alkalose.

Differenzialdiagnose bei Hypokaliämie

Ursachen sind Verluste über den Darm (z.B. bei Durchfall) oder über die Niere (z.B. durch Diuretika, Kortisongabe oder Hyperaldosteronismus), eine ungenügende Kaliumzufuhr, Verschiebung aus dem extra- in den intrazellulären Raum (Ausgleich einer Azidose) und selten kaliumverlierende Tubulopathien.

Mögliche Medikamente bei Hypokaliämie

Kaliumchlorid

p.o.: Kalinor ® ret. P 600 mg/Kps. (= 8 mmol K+/Kps.), Rekawan ® 1000 mg/Tbl. (= 13,4 mmol K+/Tbl.), 600 mg/Kps. (= 8,05 mmol K+/Kps.)

parenteral: Kaliumchlorid 7,45 %|14,90 % Braun ® 7,45|14,9 g/100 ml bzw. 1|2 mmol/ml (K+ und Cl-), Kaliumchlorid-Lsg. (Alleman ®, Fresenius ®, Serag-Wiessner ®) 74,6 g/1000 ml bzw. 1 mmol/ml (K+ und Cl-) jeweils als Zusatz zu Inf.-Lsg.
– alle: 7,45 % = 1 mmol/ml, 14,90 % 2 mmol/ml

A:

KCl-retard Zyma ®, Micro-Kalium retard ®

CH:

KCl ACS Dobfar Info 2 ®, KCl-retard Zyma ®, Plus Kalium retard ®

Dosierung

  • i.v.:
    Erw.:
    Intensivstation 10 – max. 20 mmol/h über ZVK unter EKG-Überwachung;
  • Normalstation bei Serum-K+ < 3,5 mmol → 50 mmol/l, Serum-K+ < 3,0 mmol → 100 mmol/l, Serum-K+ < 2,5 mmol → 150 mmol/l je mit einer Tropfgeschwindigkeit von 20 ml/h i.v. unter Serum-K+-Kontrolle und ggf. EKG-Überwachung
  • Kinder: 0,2 mmol/kg KG/h;
    Maximaldosis: 1 mmol/kg KG/h
  • p.o.: 40 – 80 mmol K+/d verteilt in 3 – 4 ED mit reichlich Flüssigkeit zu den Mahlzeiten

Maximaldosis: 150 mmol K+ oder 3 mmol K+/kg KG/d

Indikationen
Therapie und Prophylaxe eines Kaliummangels (< 3,5 mmol/l)

Kontraindikationen
Hyperkaliämie, Niereninsuffizienz, Hyperchlorämie, Stoffwechselentgleisungen in den sauren Bereich, Dehydratation, Morbus Addison und Adynamia episodica hereditaria (Garmstorp), Anwendungsbeschränkung bei Sichelzellanämie

ATC-Codes
A12BA01, B05XA01

Nebenwirkungen
< 1 %: Juckreiz, Hautausschläge, Urtikaria, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Sodbrennen, Bauchschmerzen, Durchfall
Einzelfälle: GIT-Blutungen und Ulzerationen
o.A.: Hyperkaliämie; parenteral: Schmerzen in peripheren Venen (evt. Zugabe von Lidocain), Gewebsnekrosen bei paravenöser Injektion, Azidose, Hyperchlorämie, HRST

Wechselwirkungen
K+-sparende Diuretika, Aldosteronantagonisten, ACE-Hemmer, nephrotoxische Substanzen (NSAR, Cisplatin, Aminoglykoside) und peripher wirkende Analgetika (Hyperkaliämiegefahr ↑); Herzglykoside (deren Wi ↓); Anticholinergika (gastrale NW ↑)

Wirkungsmechanismen
Hypokaliämie (< 3,5 mmol/l, Kinder < 3,2 mmol/l): Ursachen: unzureichende Zufuhr, renale (u.a. Nierenerkrankungen, Diuretika, Glukokortikoide) oder gastrointestinale Kaliumverluste (u.a. Laxanzienabusus, Diarrhoe, rez. Erbrechen), Störungen des extra- und intrazellulären Kaliumtransportes (u.a. Alkalosen, Insulinbehandlung) Klinik: Adynamie bis zu Paresen, Obstipation bis zum paralytischen Ileus, Muskeleigenreflexe ↓, EKG-Veränderungen, Nephropathie, metabolische Alkalose

Pharmakokinetik
schnelle und praktisch vollständige perorale Resorption, tgl. Bedarf an Kalium: 1 – 1,5 mmol/kg KG, weitestgehend renale Elimination

Schwangerschaft
Anwendung möglich

Stillzeit
Anwendung möglich

Tages-Therapie-Kosten
p.o.: 0,14-0,17 € (3-4 Btl.); i.v.: 7-10,- € (10-20 mmol)

Pädiatrische Zulassung
Ja: >0 Monate

Intoxikation

  • Klinik: Hypotension, Bradykardie, Arrhythmie, Asystolie, (EKG-Veränderungen), Atemstillstand, Parästhesien, Verwirrtheit, Erbrechen, Ileus, gastrale und duodenale Ulzerationen, metabolische Azidose
  • Therapie: EKG und Röntgenübersicht Abdomen vor Magenspülung + Aktivkohle + Sorbitol, ggf. endoskopische Entfernung
    – bei K+ bis 6,5 mmol/l: Furosemid 40 – 120 mg i.v., Azidoseausgleich mit Natriumhydrogencarbonat, 500 ml Glukose 20 % mit 24 I.E. Altinsulin über 1 h, dann 500 ml Glukose 10 % mit 12 I.E. Altinsulin über mehrere h
    – bei K+ 6,5 – 8 mmol/l: initial 60 ml Glukose 40 % mit 12 I.E. Altinsulin i.v.; danach 12 I.E. Altinsulin s.c. und 500 ml Glukose 10 % mit 45 mmol Natriumhydrogencarbonat i.v., davon 1/3 innerhalb 30 min, den Rest über 2 – 3 h i.v.
    – bei K+ > 8 mmol/l und schweren HRST: 10 ml Kalziumglukonat 10 % langsam i.v. (Cave Digitalis), ggf. 2 × wiederholen mit 5-minütlichem Abstand; oder bei fehlenden schweren HRST Kurzinfusion 50 – 100 ml Natriumhydrogencarbonat 1 molar über 10 min, Wdh. mit 50 ml im Abstand von 20 min möglich, nicht nach Kalziumglukonat anwenden, da Kalzium durch Bicarbonat gebunden wird
    – sekundäre Detoxikation: Ionentauscher (Resonium ®), Hämodialyse

BtMVV
Nein

Rezeptpflicht
Ja

Hinweise

  • Kaliumbedarf (mmol/l) = (K+ soll – K+ ist) × kg KG × 0,2
  • Alkalose geht häufig mit einer Hypokaliämie einher, pH-Anstieg um 0,1 senkt extrazelluäres K+ um ca. 0,4 mmol/l
  • Verordnungshinweis: wenn möglich aufgrund geringerer NW immer die orale Therapie der parenteralen vorziehen
  • per os besteht bei normaler Nierenfunktion keine Gefahr einer K+-Überdosierung
  • eine Hypokaliämie tritt meist in Kombination mit einer hypochlorämischen Alkalose auf → Ausgleich mit KCL sinnvoll
  • bei Hypokaliämie und Azidose erst Kaliumdefizit (am besten mit KHCO3) ausgleichen, sonst droht stärkere Hypokaliämie
  • 100 mmol zugeführtes K+ erhöhen das Serum-K+ um etwa 1 mmol

Kaliumhydrogencarbonat (KHCO3)

Handelsnamen
D:

p.o.: Blemaren ® N Brausetbl.9,7 mmol K+/Brause-Tbl. (967 mg KHCO3, 9,8 mmol Na, 1,2 g Zitronensäure), Kalinor ® -Brausetbl. 40 mmol K+/Brause-Tbl. (1 Brause-Tbl. = 2,17 g K+-citrat, 2 g KHCO3, 2 g Zitronensäure), Kalitrans ® 25 mmol K+/Brause- Tbl.

A:

Biogelat ®, Kalioral ®

Dosierung

  • p.o.: 1 – 3 Brause-Tbl. (ca. 50 – 100 mmol/d) in viel Flüssigkeit auflösen und über den Tag verteilt einnehmen
  • Nierensteinmetaphylaxe: 1 – 2 Brause-Tbl./d, Ziel: Zitratausscheidung > 320 mg/d und Urin-pH 6,2 – 6,8
  • max. Tagesdosis: 150 mmol K+ oder 3 mmol K+/kg KG

Indikationen

Kaliummangel (< 3,5 mmol/l), insbesondere bei metabolischer Azidose, Prophylaxe einer Hypokaliämie, Nierensteinmetaphylaxe

ATC-Codes

A12BA04

Nebenwirkungen

< 1 %: Juckreiz, Hautausschläge, Urtikaria, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Aufstoßen, Sodbrennen, Bauchschmerzen, Durchfall Einzelfälle: GIT-Blutungen und Ulzerationen o.A.: Hyperkaliämie; parenteral: Schmerzen in peripheren Venen (evt. Zugabe von Lidocain), Gewebsnekrosen bei paravenöser Injektion, Azidose, Hyperchlorämie, HRST Wechselwirkungen s. Kaliumchlorid Wirkungsmechanismen s. Kaliumchlorid Pharmakokinetik rasche Resorption; Kaliumzitrat führt nach Metabolisierung zu CO2 zu einer Alkalisierung des Harns; in 8 h sind 90 % renal ausgeschieden Schwangerschaft Anwendung möglich Stillzeit Anwendung möglich Tages-Therapie-Kosten ca. 0,28-0,60 € (50-100 mmol) Pädiatrische Zulassung Ja: >0 Monate

Intoxikation
s. Kaliumchlorid

BtMVV
Nein

Rezeptpflicht
Ja

Hinweise

  • per os bei normaler Nierenfunktion keine Gefahr einer K+-Überdosierung
  • K+-Anstieg um 0,3 mmol pro Kalinor ®-Brausetbl.
  • eine Hypokaliämie mit metabolischer Azidose ist weitaus seltener als
    eine Hypokaliämie mit hypochlorämischer Alkalose



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Autoren & Experten:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser


Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Update: Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 29.2.2024 statt.