Skip to main content
Hämoglobin Details

Hämoglobin (Hb): Der Laborwert ermöglicht den Sauerstofftransport

Wir haben diesen Beitrag im laufenden Monat überprüft und die Beschreibungen teilweise aktualisiert.
Unsere Empfehlungen sind nach wie vor auf dem neuesten Stand. Letztes Updated am 1. März 2020

Wenn Sie sich verletzt haben und ein Kratzer auf Ihrer Haut blutet, sehen Sie genau genommen vor allem eine Eisen-Eiweiß-Verbindung namens Hämoglobin. Sie gibt unserem Lebenssaft seine rubinrote Farbe.

Hämoglobin (Hb)

Ein rotes Blutkörperchen trägt durchschnittlich 300 Millionen Hämoglobin-Moleküle mit sich. Jedes davon besteht aus einem Eiweißanteil (Globin) und dem Blutfarbstoff Häm. Hämoglobin transportiert den Sauerstoff aus der Lunge bis in die kleinste Kapillare und nimmt auf dem Rückweg das Verbrennungsprodukt Kohlendioxid mit. Wird bei Rauchern oder auf Hochgebirgstouren der Sauerstoff knapp, vermehren sich die Erythrozyten, und der Hämoglobin-Wert steigt. Diesen Effekt machen sich Hochleistungssportler beim Höhentraining zunutze – und leider auch beim Eigenblutdoping.

Normalwerte Hämoglobin

AbkürzungBeschreibungNormalwerte
HbHämoglobinkonzentration roter BlutfarbstoffMänner: 14 bis 18 g / dl (8,44–11,2 mmol/l)

Frauen: 12 bis 16 g / dl(7,45–9,9 mmol/l)
Hämoglobin Details

Die Funktion von Hämoglobin

Um den Sauerstofftransport zu ermöglichen, muss das Hämoglobin Sauerstoff effektiv im Sauerstoffpartialdruck (PO2) der Lungenalveole binden, im peripheren Blut festhalten und schließlich im Sauerstoffpartialdruck des Gewebekapillarbetts freisetzen. Die Bindung von Sauerstoff und die Freisetzung über einen verhältnismäßig engen Sauerstoffpartialdruckbereich beruht auf einer Eigenschaft, die das Hämoglobinmolekül durch die tetramerische Anordnung des Häm und der Globineinheiten gewinnt. Sie wird als Kooperativität oder Häm-Häm-Interaktion bezeichnet.

Bei niedrigen Sauerstoffpartialdrücken ist das Hämoglobintetramer vollständig desoxygeniert. Die Sauerstoffbindung beginnt langsam mit steigendem Sauerstoffdruck. Mit der Bindung der ersten Sauerstoffmoleküle im Tetramer stellt sich ein abrupter Anstieg in der Sauerstoffbindungskurve ein. Dadurch entwickeln Hämoglobinmoleküle nach der Bindung erster Sauerstoffmoleküle eine höhere Sauerstoffaffinität. So beschleunigen sie ihre Fähigkeit, weiteren Sauerstoff zu binden. Diese S-förmige Sauerstoffbindungskurve, entlang der große Sauerstoffmengen innerhalb eines engen Sauerstoffpartialdruckbereichs gebunden und abgegeben werden können, ist physiologisch wichtiger als die hyperbolisch geformte, hochaffine Sauerstoffbindungskurve der einzelnen Monomere.

Wie geschieht der Sauerstofftransport?

Die Sauerstoffaffinität wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Der Bohr-Effekt benennt die Fähigkeit des Hämoglobins, bei niedrigem pH-Wert mehr Sauerstoff an das Gewebe abzugeben. Er entsteht durch die stabilisierende Wirkung von Protonen auf Desoxyhämoglobin, das Protonen leichter bindet als das Oxyhämoglobin, da es eine schwächere Säure ist. Dadurch hat Hämoglobin bei niedrigem pH eine geringere Sauerstoffaffinität. 2,3-Bisphosphoglycerat (2,3-BPG; früher 2,3-DPG) ist im humanen System das wichtigste kleine Molekül mit einem Einfluss auf die O2-Affinität. Es vermindert die O2-Affinität mit der Bindung am Hämoglobin. HbA hat eine verhältnismäßig hohe Affinität für 2,3-BPG. HbF bindet 2,3- BPG nicht, sodass es in vivo eine höhere Sauerstoffaffinität hat. Hämoglobin bindet auch Stickoxide reversibel. Diese Interaktion kann den Gefäßtonus beeinflussen, jedoch ist die physiologische Bedeutung derzeit unklar.

Effektiver Sauerstofftransport beruht auf der tetrameren Proteinstruktur, einer richtigen räumlichen Anordnung hydrophiler und hydrophober Aminosäuren und der Interaktion mit Protonen oder 2,3- BPG.

Hämoglobinpathien

Hämoglobin ist unabdingbar für die normale Sauerstoffversorgung der Gewebe; außerdem liegt es in den Erythrozyten in derart hohen Konzentrationen vor, dass es deren Form, ihre Deformierbarkeit und ihre Viskositätseigenschaften verändern kann. Hämoglobinopathien sind Krankheiten, welche die Struktur, die Funktion oder die Produktion von Hämoglobin betreffen. Meistens handelt es sich um hereditäre Erkrankungen, deren klinische Ausprägung von asymptomatischen Laboranomalien bis zu einem Schweregrad reicht, der zum Tod in utero führt. Hämoglobinopathien können klinisch als hämolytische Anämie auffällig werden, zur Erythrozytose oder zur peripheren Zyanose führen oder mit Zeichen peripherer Gefäßverschlüsse einhergehen.

Erhöhter Hämoglobin-Wert

Zusätzlich zu den Ursachen von erhöhter Erythrozytenzahl:

  • Arzneimittel gegen Epilepsie, Trigeminus- Neuralgie, diabetische Nervenschädigung und Entwässerungsmittel
  • Austrocknung
  • Eigenblutdoping
  • Starkes Rauchen
  • Gehirntumoren, Schlaganfall, Gehirnhautentzündung
  • Höhentraining (Sportler)

Verminderter Hämoglobin-Wert

Zusätzlich zu den Ursachen verminderter Erythrozytenzahl :

  • Medikamentenwirkstoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS, häufiger Auslöser innerer Blutungen!), Chinin, Methyldopa
  • Blutarmut (Anämie). Gemeinsam mit der Erythrozytenzahl gibt der Hb-Wert Aufschluss über die Art der Blutarmut.
  • Blutverlust
  • Schwangerschaft
  • Überwässerung

Referenzbereich

  • Hämoglobin
    Frauen: 12-16 g/dl,
    Männer: 14-18 g/dl
    im Venenblut von Erwachsenen
  • Hämatokrit
    Frauen: 37-47%, Männer: 40-54%
    im Venenblut weißer Erwachsener
  • MCV, MCH, MCHC
    MCV: 78-94 fl
    MCH: 28-34 pg/Zelle
    MCHC: 30-36 g/dl
    im Venenblut von Erwachsenen
Beeren und Sport für bessere HB-Werte
i-punkt
Oft ergibt die Laboruntersuchung noch keine Diagnose. Meist bringt erst die Zusammenschau mit den Symptomen Klarheit. Bei Fieber und Durchfall kann etwa eine erhöhte Leukozytenzahl auf eine bakterielle Lebensmittelvergiftung hindeuten. Ohne weitere körperliche Symptome steckt womöglich nur Stress oder Anstrengung dahinter.

Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links

  • https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4moglobin
  • https://www.apotheken-umschau.de/laborwerte/haemoglobin
  • https://www.netdoktor.de/laborwerte/haemoglobin/zu-niedrig/

Bildnachweis:

  • designua – 123rf.com
Hämoglobin

Eine hohe Auflösung Raytracing Band-Modell des menschlichen Hämoglobins, das Protein in roten Blutkörperchen, die Sauerstoff durch den Körper transportiert



Ständig neue Beiträge

Wir bieten hier fachlich geprüfte Gesundheitsinformationen, die in allgemein verständlicher Sprache verfasst sind. Wir zeigen ausführliche Informationen zu Blutwerten, Laborwerten und beschreiben Krankheiten und deren Symptome, teils gibt es auch Therapiemöglichkeiten. Die textlichen und grafischen Inhalte dieses Portals werden ständig erweitert, sodass Sie hier und auf unserer Facebook Seite viele Gesundheitsinformationen finden.

• Unsere redaktionelle Qualitätssicherung                           • Beratung und Hilfe 

Ähnliche Beiträge




Hinweise für die medizinischen Informationen auf diesem Webportal:

Wichtig: Die Referenzwerte (Normwerte oder Normalwerte) sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.

Die Informationen dieser Seite dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. Für die Inhalte ist die Redaktion von laborwert.info verantwortlich. Die hier dargestellten Informationen sagen nichts darüber aus, ob und inwieweit Ihre Krankenkasse oder Ihr privater Krankenversicherer die Kosten für eine Behandlung oder ein Medikament übernimmt.



Autoren & Experten:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser


Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Update: Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 21.2.2024 statt.