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Unsere Empfehlungen sind nach wie vor auf dem neuesten Stand. Letztes Updated am 30. Juni 2018
Mit seinen rund 300 Quadratmetern Oberfläche ist der Darm unser größtes Organ – und Lebensraum der Darmflora, einer komplexen »Wohngemeinschaft« aus verschiedensten Zellen und Bakterien. Den Darm bewachen rund 80 Prozent der Immunzellen des Körpers. Sie entscheiden über die Ausweisung »feindlicher Eindringlinge« wie Viren und über das Bleiberecht für harmlose Bakterien. Das »enterale« Nervensystem mit 100 Millionen Nervenzellen meldet jeden Alarm zum Gehirn. Zusätzlich sorgen eine Billion gutartiger Bakterien aus 400 verschiedenen Familien – die Darmflora – dafür, dass auch der letzte Speiserest verwertet wird. Einige dieser Bakterien produzieren für uns die Vitamine B und K. Nach Form und Aufgaben unterscheidet man verschiedene Abschnitte des Darms:
- Der bis zu fünf Meter lange Dünndarm schleust die Nährstoffe aus dem vom Magen aufbereiteten und zerkleinerten Speisebrei durch seine Wandung in die Blutbahn. Er ist gegliedert in die Abschnitte Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum).
- Im etwa 1,8 Meter langen Dickdarm werden Nahrungsreste von den Darmbakterien abgebaut. Der verbleibende Brei wird eingedickt und dann ausgeschieden. Zum Dickdarm gehören der Blinddarm (Caecum), der Grimmdarm (Colon) und der Mastdarm (Rectum).
Alarm im Darm
- Verstopfung (Obstipation): Die Ursachen reichen von falscher Ernährung, Eisenmangel, Unterfunktion der Schilddrüse bis hin zu Darmkrebs.
- Durchfall (Diarrhö): Kann akut durch Bakterien und Viren ausgelöst werden. Hinter chronischen Durchfällen stecken oft Infektionen mit Parasiten, Lebererkrankungen, Dünndarmentzündungen und eine gestörte Darmflora. Aber auch Intoleranzen etwa gegen Fruktose oder Laktose oder Zöliakie kommen in Betracht.
- Blähungen: Mögliche Auslöser der verstärkten Entwicklung von Verdauungsgasen sind unter anderem Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeit, chronische Darmentzündung, Leber- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sowie Darmverschluss.
- Brennen im Oberbauch: Dieses Symptom tritt oft bei Hunger auf und deutet auf eine Entzündung des Zwölffingerdarms hin.
Was Blut und Atem verraten
Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfälle – eine ganze Reihe von Störungen hat ihre Ursache im Dünndarm, in dem Milch- und Fruchtzucker mithilfe spezieller Enzyme abgebaut und ins Blut aufgenommen werden. Wird von einem dieser notwendigen Enzyme zu wenig gebildet oder fehlt es gar ganz, treten Verdauungsprobleme wie Laktose- oder Fruktose-Intoleranz auf. Meiden die Betroffenen die entsprechenden Lebensmittel, verschwinden diese Beschwerden meist vollständig.
Laktose-Intoleranz
Das Enzym Laktase spaltet in der Dünndarmschleimhaut die Laktose (Milchzucker) in die verdauliche Glukose und Galaktose. Ein erblicher oder durch Darmschleimhautentzündungen erworbener Laktasemangel kann mit dem Laktose-Toleranztest nachgewiesen werden:
- Man trinkt 50 Gramm gelösten Milchzucker, dann wird vier Mal alle 30 Minuten der Glukose-Wert im Blut bestimmt. Verdaut der Körper die Laktose nicht, steigt dieser nicht.
Sicherer ist der Laktose-H2-Atemtest:
- Nach Einnahme einer Laktoselösung wandert der im Dünndarm nicht verdaute Milchzucker in den Dickdarm. Dort wird daraus Wasserstoff (H2) freigesetzt, der ins Blut gelangt und ausgeatmet wird. Je mehr Wasserstoff in der Ausatemluft gemessen wird, desto mehr Milchzucker ist in den Dickdarm gelangt, desto weniger Laktose wurde also im Dünndarm durch Enzyme gespalten, und desto größer ist der Laktasemangel in der Darmwand.
Fruktoseintoleranz
Zwei Hauptformen werden unterschieden:
- Die intestinale Fruktose-Intoleranz (Fruchtzucker-Unverdaulichkeit) ist eine meist erworbene Erkrankung: Eine chronische Belastung durch falsche Ernährung (auch mit zu viel Fruchtzucker), Umweltbelastungen, Gifte oder Medikamenteneinnahme führt zu einem Verlust an Transportenzymen, die Fruktose durch die Darmwand ins Blut schleusen. Fruktose gelangt daher unverdaut in den Dickdarm (Fruktose-Malabsorpti- on) und gärt dort. Folgen sind Blähungen, Koliken oder Durchfälle. Der Fruktose-H2– Atemtest schafft Klarheit: Wird Fruchtzucker nicht verstoffwechselt, entsteht im Dickdarm Wasserstoff (H2), der ausgeatmet wird. Für den Test wird nach dem Trinken von etwa 30 Gramm Fruchtzuckerlösung zwei Stunden lang alle zehn Minuten die Wasserstoffmenge in der Ausatemluff gemessen. Bei einer Fruktose-Intoleranz steigt die H2-Konzentration in der Atemluft stark an.
- Die zweite Form ist die seltene und gefährliche vererbte (hereditäre) Fruktose-Intoleranz (ein Fall unter 20000 Neugeborenen), die auf einem Gendefekt beruht. Diese Krankheit wird durch eine molekulargenetische Untersuchung des Blutes diagnostiziert.
Zöliakie/einheimische Sprue
Bei der Zöliakie besteht eine Unverträglichkeit gegenüber dem in Getreide enthaltenen Kleberstoff Gluten oder dessen Unterfraktion Gliadin. Er ist enthalten in Weizen – auch in dessen alten Sorten Emmer, Einkorn, Dinkel und Kamut -, in Hafer, Gerste, Roggen und Dinkel. Es kommt zu einer Entzündung der Darmschleimhaut, in deren Verlauf sich die Immunzellen gegen ein eigenes Eiweiß, die Transglu- taminase, richten. Die Entzündung zerstört die Dünndarmzotten, was die Aufnahme von Nährstoffen ins Blut beeinträchtigt.
Die Erkrankung kann sowohl im frühen Kindesalter als auch bei Erwachsenen auftreten und geht mit Gedeihstörungen, Blähungen, Schwäche, Durchfällen, Gewichtsverlust oder Blutarmut einher.
Bei Verdacht wird im Blut nach IgA-Autoantikörpern gegen die Transglutamina- se oder auch Gliadin gefahndet. Bei positivem Testergebnis beweist eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm die Darmzottenschädigung und bestätigt die Diagnose.
REFERENZBEREICHE
- Zöliakie: Antikörper gegen Transglutaminase und Gliadin
Anti-Transglutaminase-lgA
< 20 U/l (im Serum)*
Anti-Gliadin-lgA
<12 U/l*
* Werte abhängig vom Testverfahren; der Anti-Transglutaminase-Test ist spezifischer.
Was der Stuhl aussagt
Auffälligkeiten von Form, Farbe und Geruch des Stuhls sind Anhaltspunkte für die Diagnostik. Bei Gesunden hat er eine mittelbraune Farbe, die durch den Gallenfarbstoff Bilirubin entsteht. Speisen und Getränke haben natürlich einen Einfluss auf die Farbe, Veränderungen können aber auch krankheitsbedingt sein:
- Pechschwarz (»Teerstuhl«): Blutungen in Magen oder oberem Darmabschnitt; auch bei Einnahme von Eisenpräparaten oder Aktivkohle
- Lehmig, hellgrau: Verengung der Gallenwege oder Störung der Fettverdauung, etwa bei chronischer Dünndarmentzündung oder Gallemangel
- Weiß, kalkfarbig: Gallengangsverschluss
- Salbenartig, grau, teils mit Fettauflagerungen: Erkrankung der Bauchspeicheldrüse
- Faulig, übelriechend: Lebererkrankungen, Fehlbesiedelung der Darmflora
- Hellrote Blutauflagerungen: Hämorrhoiden, Blutungen im Enddarm
Blut im Stuhl
Manche Krankheiten verursachen Blutbeimengungen im Stuhl. Dazu gehören:
- Entzündete krankhafte Darmausstülpungen (Divertikulitis)

TIPP: REIZDARM – FOLGE VON INFEKTIONEN?
Ein Reizdarm kann lange Zeit nach einer Magen-Darm-Infektion (Gastroenteritis), etwa mit den Keimen Campylobacter jejuni oder Salmonellen, auftreten. Sie steigert das Reizdarmrisiko um das Drei- bis Zwölffache. Sind andere Darmerkrankungen ausgeschlossen, sollten mehrere (!) Stuhlproben auch auf giftbildende Bakterien (wie Campylobacter, Salmonellen, Clostridien, EHEC-Keime) untersucht werden. Gegebenenfalls muss mit Antibiotika behandelt werden.
- Dick- und Mastdarmkarzinome, Darmpolypen (oft gutartig, jedoch mögliche Krebsvorstufe, siehe Vorsorge)
- Hämorrhoiden
- Störung der Blutgerinnung, Bluterkrankheit, Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten)
- Varizen (Krampfadern der Speiseröhre, etwa bei Leberzirrhose)
- Bakterielle Darminfektionen
Stuhlanalysen
Wird die Lebensgemeinschaft der Darmflora gestört (Dysbiose), können sich gefährliche Bakterienarten und Pilze breitmachen.
- Pilzbefall: Eine hohe Zahl von Hefepilzen (Candida) deutet auf eine Störung der Darmflora hin; häufig nach Antibiotikatherapien.
- Bakterien wie Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter oder manche Escherichia- Coli-Arten (EHEC) lösen schwere Durchfälle aus. Ihre Gifte (Toxine) schädigen Nerven und Darmschleimhaut und evtl. Gelenke.
- Parasiten (Amöben, Lamblien, Wurmeier): Man testet das Blut auf Antikörper oder untersucht mikroskopisch eine Stuhlprobe.
- Verdauungsrückstände (Muskelfasern, Stärke, Fett) zeigen Störungen von Dünndarm, Galle oder Bauchspeicheldrüse an.
- Gallensäure: Die Konzentration der Gallensäure gibt Hinweise auf entzündliche Darmerkrankungen.
- Verdauungsenzyme: Anhand von Chymotrypsin und Pankreaselastase-l wird die Bauchspeicheldrüsenfunktion geprüft.
- Abwehrzellen: Das fäkale Immunglobulin A (slgA) verrät eine lokale Immunschwäche.
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