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Urintest bei Corona

Corona: Urin-Werte warnen vor schwerem Verlauf

Wir haben diesen Beitrag im laufenden Monat überprüft und die Beschreibungen teilweise aktualisiert.
Unsere Empfehlungen sind nach wie vor auf dem neuesten Stand. Letztes Updated am 26. Oktober 2020

Nach einer Corona Infektion ist es im anfänglichen Verlauf der Erkrankung möglich, durch einen Urintest anzeigen zu lassen, ob evtl. eine schwerer Verlauf der Covid-19 Krankheit droht. Schon bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt zeigen sich Anomalien im Urin. Das haben Göttinger Wissenschaftler um den Internisten Prof. Dr. Oliver Gross herausgefunden. Würde bereits wenige Tage nach dem positiven Test, oder spätestens direkt bei der Einweisung in ein Krankenhaus, ein Urintest durchgeführt, könnten Todesfälle verhindert werden.

Das SARS-CoV-2 Virus ist Verursacher der Covd-19-Erkrankung. Diese beginnt meist mit sehr schwachen Symptomen. Dies ändert sich oft zum Ende der ersten Woche. Bei einzelnen Patienten wandelt sich der Zustand zu einem schweren Verlauf. Das geschieht drastisch und sehr schnell. Bei Personen mit Vorerkrankungen oder bei alten Menschen so schnell, dass Blutgefäße und Organe wie Lunge bereits schwer geschädigt werden, bevor die eigentliche Behandlung beginnt.

Urin Marker-Analyse

Diese schweren Erkrankungen kann man möglicherweise verhindern. Das haben Mediziner am Universitätsklinikum in Göttingen herausgefunden. „Wir haben Abnormitäten in Urinproben von Patienten mit Covid-19 identifiziert, die dann innerhalb weniger Tage sehr krank wurden“, berichtet Oliver Gross. Bei getesteten Patienten wurden erhöhte Blutwerte in Form von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und dem Protein Albumin im Urin festgestellt.

Anhand dieser Parameter ist es möglich zu erkennen, dass die Nieren schon früh vom Coronavirus angriffen wurden und sich entzündet haben. Ebenfalls krankhaft verändert sind die Blutgefäße und das Blut. Dies geschieht in einem sehr frühen Stadium, also bereits vor dem Auftreten schwerer Symptome wie Atemnot oder Lungenentzündung. Dadurch kann man annehmen, dass dies Hinweise dafür sind, dass das Virus sehr viele Entzündungen vor allen der Gefäße verursachen kann.

Eine Veränderung der Urin Parameter zeigt einen möglichen schweren Verlauf der Krankheit an

Wird bei einem Patienten die o.g. Veränderungen im Urin festgestellt, kann eine weitere Untersuchung klären, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass bei dem Erkrankten ein schwerer Verlauf kommt. Um das zu erkennen, wird der Gehalt des Proteins Albumin im Blut und im Urin bestimmt. Ebenso die Konzentration des Proteins Antithrombin III. Dieses Protein ist ein endogenes in der Leber synthesiertes Serpin und damit einer der wichtigsten natürlichen Gerinnungshemmer. Verantwortlich zur Abwehr von Thrombosen und anderen Blutgerinnseln.

„Ist auch nur einer von drei Parametern schwer verändert, besteht ein hohes Risiko, dass sich die Erkrankten auf Normalstation zeitnah verschlechtern, auf die Intensivstation verlegt werden müssen oder sich der Verlauf auf Intensivstation noch verschlechtert“, sagt Gross.

Sinkt das Antithrombin III auf weniger als 60% des Standard-Wertes und wenn das Albumin im Blut-Serum unter zwei Milligram pro Deziliter ebenfalls sinkt, dann sind das deutliche Alarmzeichen.

Das Blut stockt und die Kapillare werden löchrig

Beide o.g. Werte verbergen zwei krankhafte Veränderungen. Um diese zu beheben braucht es unterschiedliche Therapien.

Wann ist das Albumin zu niedrig?

Ist das Blut-Albumin zu niedrig, spricht man von einer Hypoalbuminämie oder Hypalbuminämie. Sie tritt auf bei:

  • entglittener Leberzirrhose, akuter Hepatitis, toxischer Leberschädigung
  • Amyloidosen (Erkrankungen mit Ablagerung veränderter Eiweiße im Körper)
  • Proteinverlust über die Niere (nephrotisches Syndrom) oder den Magen-Darm-Trakt (exsudative Enteropathie mit wässrigen Durchfällen)
  • Mangel- oder Unterernährung (zum Beispiel Kwashiorkor)
  • Verbrennungen oder exsudativen Hauterkrankungen wie Dermatitis
  • Flüssigkeitsüberschuss (Hyperhydratation, zum Beispiel durch Infusionstherapie oder in der Schwangerschaft)
  • fortgeschrittenen Krebserkrankungen
  • erblichem Albuminmangel (An- bzw. Hypalbuminämie)

Ein niedriges Albumin im Urin oder Liquor hat keine Bedeutung. Quelle: netdoktor.de

Der Arzt kann das Albumin sowohl im Blutserum als auch im Urin und im Nervenwasser (Liquor) bestimmen. Für die Bestimmung benötigt er entweder:

  • 20 ml spontanen Morgenurin oder über 24 Stunden gesammelten Urin
  • 1 ml Blutserum
  • drei steril entnommene Liquorproben

Was sind die Albumin Normalwerte?

Serum-Albumin
bis 4 Tage 2800 – 4400 mg/dl
5 Tage bis 13 Jahre 3800 – 5400 mg/dl
14 bis 17 Jahre 3200 – 4500 mg/dl
ab 18 Jahre 3500 – 5200 mg/dl

Antithrombin Mangel

Antithrombin (auch als Antithrombin III (ATIII) bezeichnet) ist einer der wichtigsten Faktoren des Gerinnungssystems mit antikoagulatorischer Wirkung. Es gehört zur Familie der Serinprotease-Inhibitoren und wird von Hepatozyten synthetisiert. Antithrombin wird vom Gen SERPINC1 codiert. Die beiden bedeutendsten Domänen des Proteins sind die Thrombin-Bindedomäne und ein spezifischer Bereich für die Bindung von Heparin. Ein Mangel an Antithrombin führt zu einer verminderten Inhibition prokoagulatorischer Faktoren. Dadurch haben Patienten mit hereditärer Antithrombin-Defizienz ein bis zu 50-fach erhöhtes Risiko für venöse Thrombosen. Die Wirkungsweise von Antithrombin beruht hauptsächlich auf der Inhibition von Thrombin. Quelle: medizinische-genetik.de

Patienten am besten schon vor Krankenhaus Einweisung testen

Ein Urintest kann also schon im Frühstadium einer Covid-19 Erkrankung dazu beitragen, dass es später zu keinen oder weniger Komplikationen kommt. Beziehungsweise, dass man diese Schwierigkeiten rechtzeitig erkennt, einschätzt und behandelt. Viele Infizierte könnten so vor einem schweren Verlauf gerettet werden und es können lebensbedrohliche Krankheitsverläufe ebenso wie mögliche Todesfälle verhindert werden.

Ein Urintest ist mit sehr wenig Aufwand verbunden und kann jederzeit bei allen Patienten, ganz egal ob zu Hause, im Krankenhaus oder einem Pflegeheim durchgeführt werden.

„Zudem könnten Patienten früher und zutreffender für spezielle Therapien zugeordnet werden“, sagt Gross Kollegin Simone Scheithauer. „Durch das frühe Erkennen des Capillary-Leak-Syndroms könnten symptomatische präventive Therapien eingeleitet werden und so vielleicht sogar lebensbedrohliche Verläufe verhindert werden.“

Quellen, Literatur und Verweis

Wichtige Telefonnummern

  • Deutschlandweite Info-Hotline für das Coronavirus:
    0800 011 77 22 (von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland)
  • Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung:
    116 / 117 rund um die Uhr erreichbar.
  • Bundesministerium für Gesundheit (Bürgertelefon):
    030 346 465 100
  • Allgemeine Erstinformation und Kontaktvermittlung:
    Behördennummer 115


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Autoren & Experten:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser


Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Update: Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 21.2.2024 statt.